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Umgang mit dem Altern in China und in Deutschland: Pekinger Forscher, Praktiker und Investoren zu Besuch in Dortmund

Am 06. und 07. September besuchte eine Delegation der Beijing Normal University unter der Leitung von Prof. Wang Zhenyao, Direktor des Instituts für Philanthropie an der Bejing Normal University und Mitgründer des China Elderly Care Consortiums, das Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund.

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IMG_6560_edited Zwei Tage lang lernten die chinesischen Gäste das deutsche Pflege- und Wohlfahrtssystem kennen und erhielten Einblicke in seine verschiedenen Bereiche. Der Besuch fand unter der Leitung des Deutschen Pflegeverbandes (DPV) statt.
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Am ersten Tag begrüßte DPV-Geschäftsführer Rolf Höfert die Anwesenden in den Räumen der benachbarten Sozialforschungsstelle (sfs, zentrale wissenschaftliche Einrichtung der TU Dortmund) und stellte den DPV und seine Geschichte vor. Seinen Vortrag beendete er mit einem Blick auf Dortmunds Geschichte als Bergbaustandort und einem kräftigen "Glückauf!".

IMG_6579_edited Institutsdirektor Prof. Christoph Strünck nahm bei der Vorstellung Dortmunds ebenfalls Bezug auf typische Eigenschaften der Stadt. Über den Fußball und seine Geschichte in Dortmund spannte er einen Bogen zu den alternden Menschen und betonte seine Freude auf die Zusammenarbeit.
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Prof. Wang stellte sein Team vor und hob den Stellenwert der Philosophie Kants und Hegels in China hervor. So wie sich die deutsche Philosophie in China verbreitet habe, wolle er auch deutsche Konzepte der Pflege in China verbreiten. In seinem Vortrag ging er auf die Herausforderungen bei der Versorgung alter, kranker und behinderter Menschen in China ein.

Höfer dankte für die einführenden Worte, stellte seinerseits Hu Xue vor, die den Kontakt zwischen DPV und der Beijing Normal University hält, sowie die Dolmetscherin an den beiden Tagen.

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Nach Vorstellung der weiteren Anwesenden wie Mitarbeiter*innen des Instituts, dem ehemaligen Institutsdirektor Prof. Gerhard Naegele sowie der Landesbehindertenbeauftragten Angelika Gemkow führte Prof. Strünck in die Arbeit des Instituts ein. Anschließend stellte er das deutsche Pflegesystem vor. Strünck erläuterte das Konzept der Pflegeversicherung und wies auf die Mischung von gemeinnützigen und privaten Anbietern sowie den Grundsatz "ambulant vor stationär" hin.

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In ihrem Vortrag über Altenhilfe und soziale Netzwerke vor Ort ging Prof. Andrea Kuhlmann auf die Möglichkeiten des Wohnens im Alter in der eigenen Wohnung ein und die dazu erforderliche kommunale Seniorenpolitik ein. Diese müsse quartiersnah sein, sich also an den Anforderungen an die unmittelbare Wohnumgebung orientieren. Nur so könnte ein höchstmöglicher Grad an Autonomie und Lebensqualität gewährleistet werden. Als Beispiel nannte sie das Mehrfunktionshaus Ludgerushof in Bocholt-Spork, in dem neben barrierefreien Wohnungen Gesundheitsversorgung und stundenweise Dienstleistungen des täglichen Bedarfs angeboten werden sollen.

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Im Anschluss daran sprach Antonius Schröder (sfs) nach einer kurzen Vorstellung der Einrichtung über technologische und soziale Innovationen. Das Projekt SI-Drive betrachte Soziale Innovationen als Treiber sozialen Wandels. Im Bereich der Gesundheitsförderung sei dort unter anderem die Digitale Gesundheitsförderung zu nennen. Elektronische Gesundheitsdienstleistungen könnten dabei helfen, das Selbstengagement der Patienten zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Patienten zu verbessern.

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Mit dem Zusammenspiel von Puppen und Technik befasste sich der letzte Vortrag des ersten Tages. Verena Reuter sprach über Technische Systeme in der Altenhilfe. "Our Puppet" soll eine sensorbasierte Puppe sein, die unterstützend in der Pflege beispielsweise dementer Menschen eingesetzt werden kann. Dabei soll die Puppe als Ansprechpartner dienen können, wenn pflegende Angehörige kurzzeitig nicht anwesend sind. Im vom Institut für Gerontologie bearbeiteten Teilprojekt werden die Bedarfe der verschiedenen Zielgruppen evaluiert.

IMG_6722_edited Zu Beginn des zweiten Tages nahm DPV-Geschäftsführer Höfert bei der Begrüßung Bezug auf den bevorstehenden Besuch eines Städtischen Seniorenheimes in Dortmund-Sölde. Auch zeigte er nochmals das System der Wohlfahrtsverbände in Deutschland auf und wies dabei auf die Rolle der Liga der Wohlfahrtsverbände und ihrer Mitgliedsorganisationen hin.
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Im anschließenden Vortrag zeigte Markus Kühnel Berufswege in die Altenpflege auf und problematisierte die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich. Er ging detailliert auf Belastungsfaktoren und Beschäftigungsarten ein und zeigte Gründe auf, warum und wie viele Beschäftigte aus pflegenden Berufen aussteigen. Insbesondere nannte er hier das Zusammenspiel von (Fach-)Personalmangel und geringer Bezahlung.

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Im letzten Vortrag vor Ort ging Dr. Susanne Frewer-Graumann auf die Palliativversorgung sowie die Entwicklung der Hospizarbeit ein. Sie zeichnete das Leben und Wirken von Cicely Saunders, der Begründerin der Hospizbewegung, nach und erläuterte die Hospiz-Idee (kein Mensch soll alleine sterben). Auf die verschiedenen Formen der hospizlichen Begleitung (stationär, ambulant) und die Art ihrer Erbringung (ehrenamtlich oder durch einen Pflegedienst) ging sie ebenso ein.

Nach der durch Fachgespräche begleiteten Mittagspause besuchten Prof. Strünck und Rolf Höfer mit den chinesischen Gästen das Seniorenzentrum Rosenheim in Dortmund-Sölde. Dort trug Martin Kaiser, Geschäftsführer der Holdinggesellschaft der städtischen Seniorenheime zu den Gegebenheiten seiner Häuser vor.

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Am Schluss war Prof. Strünck überzeugt: "Die Altenhilfe in China aufzubauen und weiterzuentwickeln, ist eine große Gestaltungsaufgabe. Für praxisorientierte Forscher wie uns ist es eine einmalige Chance. Wir wollen uns gerne damit unserer Expertise und unseren Netzwerken daran beteiligen. Gerade Nordrhein-Westfalen kann hier seine Erfahrungen und Kompetenzen einbringen, zum Beispiel mit einer menschenwürdigen Palliativ-Versorgung". 

Prof. Wang schwärmte zum Ende des zweiten Tages: "China und Deutschland können Hand in Hand arbeiten, und mit Dortmund gewinnen wir einen kompetenten Standort für Forschung und Praxis als Partner".

 

Der Besuch der Delegation in Dortmund war Teil eines längeren Aufenthaltes in Deutschland. Die Absolventen der Fortbildung "Organisation und Führung von Einrichtungen der Pflege alter, kranker und behinderter Menschen" besuchten in den folgenden Tagen außerdem die Berliner Charité sowie einen Herforder Pflegemöbelhersteller.